Poesie

Dienstag, 19. September 2006

Joachim Sartorius

"Fischitani, Rabat?"

"Gibt es noch was anderes, Rabat,
als dein blasses Marzipan, deine antiken Wasserverkäufer,
das Mädchen am Straßenrand, das den Passanten
auf Sufi anspricht ("Willst du mein Rautenherz
durchblättern?"), als deine Schrift,
die ich nicht nur liebe, weil ich sie nicht verstehe?

Was anderes als die orangene Katze
vor der güldenen Auslage des Juweliers? Oder
ist sie neben dem Wesen das höhere Wesen,
welches das Blatt der Zunge öffnet und raunt?
Vom farblosen Vogel mit den leuchtenden Flügeln?
Von ihrem Öffnen und Schließen und Öffnen?

Wie Deserteure finden wir geräumige Stille
bei dir, trinken unter der Palme zwei süße Tees.
Begeistern uns für Massage und Schlamm, Lack, Liebe,
überhitzte Mineralien, einen belebenden Abrieb.
Dann - als könnte es gebraucht werden, als sei es
für die Kunst - stecke ich ein Körnchen Zweifel

in dein großporiges Herz, und beobachte,
wie alles, was klein war, sich ausdehnt
und alles andere verdampft.
Endlich wissen wir:
Der schöne Augenblick ist unvergänglich.
Gewaschene Seide gestillten Dursts."

Montag, 18. September 2006

Oskar Pastior

felsenpellkartoffelmus an paradeisgallapfelpuffer

ein erdapfelzipfel von einem adamsapfelrippenfell
und ein adamsapfelzipfel von einem südkarpatengipfel
und ein südkarpatenzipfel von dem büffelbutterkipfel
und ein büffelbutterzipfel von dem ebereschenwipfel
und ein ebereschenzipfel von einem rockzipfelteufel
und ein rockteufelzipfel von einem zankapfeltüpfel
und ein zankroßapfelzipfel von einem granataugapfel
gewürfelt gehäufelt gehäckselt gewiegelt zerlassen
und mit einem paradiesbaumaffenzipfel pi betrüffelt

Freitag, 18. August 2006

Wilhelm Müller

"Trübe Regentropfen fielen draußen in dein Lockenhaar.
Schüttle sie mir in die Hände, Perlen sind es goldenklar."

Mittwoch, 2. August 2006

für unser projekt

Wie müssen die Worte sein?
Wie die Sterne!


(António Vieira)

Dienstag, 11. Juli 2006

Der Rainer

"Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergessnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Häne halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben
den Alltag sprengt; sie wird so wunderweit:
an ihren morgenroten Molen sterben
die ersten Wellen der Unendlichkeit."

Mittwoch, 5. Juli 2006

paavo haavikko

wir haben eine falsche vorstellung von der dunkelheit
die wir nicht gesehen haben
sie ist durchsichtig und klar, spröd
sagst du, der du nicht mehr das eis einer nacht
brechen würdest
nein, noch nicht, noch nie

Francisca Stoecklin

"An den unsterblich Geliebten"

"Meere sind zwischen uns und Länder und Tage.
Aber ich weiß,
Du wartest auf mich
Jetzt und immer.
Wissend und gut.
Meere sind zwischen uns und Länder und Tage.

Ich sehne mich nach dir,
Nach deinen sanften Händen,
Nach deiner frommen Schönheit,
Nach deiner klugen Güte.
O ich sehne mich nach dir.

Alles, was ich habe, will ich dir schenken,
Alles was ich denke, will ich dir denken,
Ich will dich lieben in allen Dingen,
Meine schönsten Worte will ich dir singen,
All meine Schmerzen und Sünden will ich dir weinen.
Meiner Seligkeit Sonnen werden dir scheinen.
Was ich bin, will ich dir sein.

Meine Träume sind voll deiner Zärtlichkeit.
Mein Blut singt süß deine Unendlichkeit.
Weiße Seele
Unsterblich Geliebter.

Du blühst sehr wunderbar
Im Gestirn meiner Liebe,
Im Schauer meiner Ängste,
Im Lachen meines Glücks.

Du blühst sehr wunderbar
Im Gestirn meiner Liebe."

Donnerstag, 29. Juni 2006

Geklaut vom crazy office chick

Liebe begreifen
Liebe ist ein abgegriffenes Wort
oft zum Greifen Nahe
aber meistens nicht in den Griff zu bekommen

Mit seiner Liebe der Liebe des anderen vorgreifen
MIT und DURCH und FÜR Liebe angreifen

Erst dann - wenn man seine Liebe
in die eigene Liebe übergreifen lässt
erst dann - hat man Liebe begriffen.

Mittwoch, 28. Juni 2006

nächte im juni

jazz in fetzen
dampfendes licht
katze im mund
stein im herzen
sehnsucht treibt
lachen ist leben
küssende erdbeere
hephaistos fällt
noch immer

der mann
der nicht von mir träumt
weiß
von all dem
nichts

Dienstag, 27. Juni 2006

Wislawa Szymborska

„Ich bin zu nah, als dass er von mir träumte.
Ich fliege nicht über ihm hin, laufe ihm nicht davon
unter die Wurzeln der Bäume. Ich bin zu nah.
Nicht meine Stimme singt der Fisch im Netz.
Der Ring rollt nicht von meinem Finger.
Ich bin zu nah. Das große Wohnhaus brennt,
da, wo ich Hilfe schreie, ohne mich. Zu nah,
als dass die Glocke läutet auf meinem Haar.
Zu nah, um einzutreten wie ein Gast,
vor dem die Wände sich gleich öffnen.
Nie sterbe ich zum zweiten Mal so leicht,
so wissenlos, so außerhalb des Körpers
wie einst in seinem Traum. Ich bin zu nah,
zu nah. Ich hör das Zischen
und seh die Schuppe schillern dieses Worts,
erstarrt in der Umarmung. Er schläft tief,
zugänglicher in diesem Augenblick der einmal gesehenen
Kassiererin des Wanderzirkus mit dem Löwen
als mir, die ich an seiner Seite liege.
Jetzt wächst für sie das Tal in ihm,
rostlaubig, eingesperrt vom schneebedeckten Berg
in blauer Luft. Ich bin zu nah,
um ihm vom Himmel in den Schoß zu fallen.
Mein Schrei kann ihn nur wecken. Ich bin, Arme,
beschränkt auf meine eigene Gestalt
und war doch Birke, Eidechse
und trat aus Zeiten und Brokaten vor,
mit Farben vieler Häute flimmernd. Und besaß
die Gnade, vor erstaunten Augen zu verschwinden,
den Schatz der Schätze. Jetzt bin ich nah, zu nah,
als dass er von mir träumte.
Ich zieh den Arm unter dem Kopf des Schlafenden hervor,
erstarrt, voll ausgeschlüpfter Nadeln.
Auf jeder ihrer Spitzen, abzuzählen,
sitzen gestürzte Engel.“

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