Montag, 14. August 2006

...

Darum vielleicht dieses Klammern an einen Menschen, weil die übrige Welt, so alles drumherum, keinen Halt mehr bieten mag. Ein Abend in der Ahnung des allein-seins schon, läßt einen wissen, wie davondriften ohnen diesen Halt aussehen wird. Ist der eine Mensch weg (schon die Idee allein genügt), dann sehen wir diese weißen Flecken in unserer Auf-die-Welt-Sicht. Ja, direkt vor uns erkennen wir sie als Lücken, emotionale Wüstenstellen, blankes Nichts. Ist es denn meine Schuld, wenn alles andere so nichtig scheint, wenn Glaube nie da war und Arbeit keine Identität mehr liefert? Was ist schon Prestige ohne Verwirklichung einer romantischen Liebes-Idee? Das ist unser höchstes Statussymbol, das ist das angestrebte Ziel unserer zivilisatorischen Leistung: Ich will lieben, und ich will geliebt werden. Und alles was ich tue, zielt darauf ab, dass diese Bewegungen - lieben und geliebt werden - zwischen zwei Punkten oszillieren, sich zwischen zwei Menschen abspielen kann.
Ich klammer mich also an einen Menschen, den ich vom Verstand her bedingungslose Freiheit und Unabhängigkeit geben möchte. Nein, ich brauch sie ihm gar nicht erst geben, er hat sie von Natur aus schon, er kommt bereits mit seiner inselhaften Einzelfreiheit auf mich zu. Ich will mich also halten an diesen Menschen, der mir Halt sein soll in einer verlorenen Welt. Nichts gibt mir Halt und deswegen gebe ich alles auf diesen Menschen, die Last erdrückt ihn. Quietschend ausgequetscht liegt er da in einer Beziehung, die ihm alle Freiheiten vorspielen will. Nur erdrückt hat sie ihn. Ich drücke ihn, ich drücke ihn an mich, ich spür nur seine Wärme und ich weiß, sie ist alles was mir diese Welt gibt, in diesem Moment. In dieser kitschigen Selbstauflösung verfärbe ich alle seine Träume, um komplementär mich gefallensmäßig an ihn zu schmiegen bin ich eine betrügerin? Weil ich will, dass er meine gesponnenen Freiräume mit Leben erhellt? Bin ich doch auch nur eine Idee von Leben. Sind wir doch alle nur.

das wir lieben ist der sinn von allem..... obwohl.... wir alle in dieser hinsicht betrügen.... nich umsonst entwickeln sich die meisten beziehungen zu einem rückzugsgefecht auf den eigenen immer kleiner werdenden freiraum....

in dem film "a hole in my heart" beschreibt ein junge es so:
früher hatte der mensch 4 beine und 4 arme und 2 köpfe.... dann kam ein blitz und trennte ihn in zwei hälften.... seit diesem zeitpunkt sind wir alle instinktiv auf der suche nach unsrer zweiten hälfte..... wir würden alles tun um jemanden lieben zu können....!

verstehst du?

dein text - obwohl ich eine augenbraue hochziehen musste - gefällt mir sehr gut!

mein eigener rand - 14. Aug, 14:20

danke schön, aber bitte nicht als sachliche tagebucheintragung zu verstehen (großes missverständnis der literatur im allgemeinen?), sondern durchaus auch als fiktion mit all ihren spielerischen und widersprüchlichen freiheiten. "unbewachte augenblicke" sind eben oft nur momentaufnahmen, kleine aspekte eines ganzen; zu einer anderen tageszeit schon welten weit weg.
jedeR ist sovieles - und ist es im nächsten moment vielleicht schon nicht mehr. umso interessanter ist es, sich den aspekten des eigenen selbst zu nähern, die vielleicht nicht klar ersichtlich sind und im verborgenen liegen. und derer wir uns vielleicht schämen? ich zumindest schäme mich meiner klammer-momente.

;-)
verstehst du?
mein eigener rand - 14. Aug, 14:24

an dieser stelle ein jelinek zitat für kadee ;-) enjoy it:
"Die Familie ist etwas, das man, hat man es nicht, niemals bekommen kann. Daher muss man sie wollen, diese Familie, diesen Apparat zur Produktion von Nichts, von Schweigen. [...] Dieser lächerliche, aber unglaublich stabile Mechanismus Familie verträgt alles, selbst Schüsse, um seiner Absurdität nicht gewahr werden zu müssen."

ich freu mich auf eure leidenschaftsartikel!
Brizz - 14. Aug, 14:25

ich schäme mich nicht nur meiner Klammermomente, sondern ich verdamme sie, da sie alles zerstören, was ich hätte lieben können und was mich zurücklieben wollte.

und so bewege ich mich zwischen spielerischer Isolation und erdrückender kKammerung, dazwischen gibt´s nichts, und beides tut weh.

ich glaube das es doch etwas gibt, was sich dazwischen bewegt.... und ich schäme mich nicht für meine "klammer-momente"..... denn man hangelt sich emotional nunmal von ast zu ast..... man muss mit solchen kopfkinos leben.....!
mein eigener rand - 14. Aug, 14:55

der gedanke gefällt mir gut ;-) leben mit den eigenen kopfkinos! du hast recht, nicht zu hart zu sich selbst sein...

doch.... ich glaube man ist immer hart zu sich, was bestimmte dinge angeht.... es geht mir darum (notiz an mich selber: öfter mit sich selber reden), dass man die kopfkinos zwar selber gestalten kann..... aber spiegeln sie einen auch wirklich wieder...... klammermomente...... *g*....... dinge die wir emotional manchmal brauchen, können auch hart sein und schlimm......... DAS ist es was hart zu einem ist...... man ist deswegen hart zu sich......

aber manchmal- und das ist meine meinung - ... manchmal ist man auch nicht hart zu sich......... das wäre ja dann wohl der nächste ast..... =J!
mein eigener rand - 16. Aug, 19:49

[thomas schafferer]

worte werden niemals ausdrücken
was körper liebend sich erfühlen, erfahren erleben,
spüren was liebe im stande ist
wenn blitze heißkalt der sonne weichen
und menschen fortgetragen durch
sonnenstrahlen
nahe dem himmel engeln gleichen.

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