Gefühl beim Schreiben
Lange hab ich es versteckt, mein Schreiben, kritzelte Collegeblöcke voll, überall, in Cafés, auf Bahnhöfen, am liebsten dort, wo viele Menschen rumwuseln. Doch immer versteckt, verschämt geschrieben. Ich ließ es nie jemanden lesen, war alles viel zu verworren, zu persönlich, zu gefühlsbetont. Schreiben ist meine Art, das Leben zu ordnen, zu begreifen, zu fassen. Ich kann Erlebtes nur durch Schreiben verarbeiten. Die Collegeblöcke stapeln sich daheim, manchmal nur Tagebuchaufzeichnungen, manchmal Wortkonstrukte, deren Entstehung ich nicht mehr nachvollziehen kann, denn ich falle gelegentlich in einen Schreibrausch und um mich herum versinkt alles. Manchmal, wenn ich an dem Leben da draußen teilnehme, sehne ich mich nach Ruhe und meinem Platz daheim, um zu schreiben, doch daheim sitze ich dann vor leeren Seiten und bin nach ein paar Zeilen erschöpft. Es muss wohl noch immer reifen. All die Jahre liegen sie schon drin in mir, diese Worte, aufgesogen aus unzähligen Büchern, und warten darauf, irgendwann zu neuen Geschichten zusammengesetzt zu werden. Es fehlt der Mut, es fehlt die Zeit, es fehlt die Phantasie. Doch irgendwann sollte es genug der Ausreden sein und ich mich tatsächlich hinsetzen und schreiben. Ich weiß, dass es vielen so geht, und auch, wenn nie etwas Großes mit dem passiert , was wir schreiben, sollten wir doch nie damit aufhören. Ich wünsche mir für mich selber, dass ich offen dazu stehen kann, dass ich schreibe und dass ich mich nicht schäme, wenn jemand meine Texte liest. Denn noch immer tue ich es meist versteckt.
Brizz - 12. Nov, 14:03