Wislawa Szymborska
„Ich bin zu nah, als dass er von mir träumte.
Ich fliege nicht über ihm hin, laufe ihm nicht davon
unter die Wurzeln der Bäume. Ich bin zu nah.
Nicht meine Stimme singt der Fisch im Netz.
Der Ring rollt nicht von meinem Finger.
Ich bin zu nah. Das große Wohnhaus brennt,
da, wo ich Hilfe schreie, ohne mich. Zu nah,
als dass die Glocke läutet auf meinem Haar.
Zu nah, um einzutreten wie ein Gast,
vor dem die Wände sich gleich öffnen.
Nie sterbe ich zum zweiten Mal so leicht,
so wissenlos, so außerhalb des Körpers
wie einst in seinem Traum. Ich bin zu nah,
zu nah. Ich hör das Zischen
und seh die Schuppe schillern dieses Worts,
erstarrt in der Umarmung. Er schläft tief,
zugänglicher in diesem Augenblick der einmal gesehenen
Kassiererin des Wanderzirkus mit dem Löwen
als mir, die ich an seiner Seite liege.
Jetzt wächst für sie das Tal in ihm,
rostlaubig, eingesperrt vom schneebedeckten Berg
in blauer Luft. Ich bin zu nah,
um ihm vom Himmel in den Schoß zu fallen.
Mein Schrei kann ihn nur wecken. Ich bin, Arme,
beschränkt auf meine eigene Gestalt
und war doch Birke, Eidechse
und trat aus Zeiten und Brokaten vor,
mit Farben vieler Häute flimmernd. Und besaß
die Gnade, vor erstaunten Augen zu verschwinden,
den Schatz der Schätze. Jetzt bin ich nah, zu nah,
als dass er von mir träumte.
Ich zieh den Arm unter dem Kopf des Schlafenden hervor,
erstarrt, voll ausgeschlüpfter Nadeln.
Auf jeder ihrer Spitzen, abzuzählen,
sitzen gestürzte Engel.“
Ich fliege nicht über ihm hin, laufe ihm nicht davon
unter die Wurzeln der Bäume. Ich bin zu nah.
Nicht meine Stimme singt der Fisch im Netz.
Der Ring rollt nicht von meinem Finger.
Ich bin zu nah. Das große Wohnhaus brennt,
da, wo ich Hilfe schreie, ohne mich. Zu nah,
als dass die Glocke läutet auf meinem Haar.
Zu nah, um einzutreten wie ein Gast,
vor dem die Wände sich gleich öffnen.
Nie sterbe ich zum zweiten Mal so leicht,
so wissenlos, so außerhalb des Körpers
wie einst in seinem Traum. Ich bin zu nah,
zu nah. Ich hör das Zischen
und seh die Schuppe schillern dieses Worts,
erstarrt in der Umarmung. Er schläft tief,
zugänglicher in diesem Augenblick der einmal gesehenen
Kassiererin des Wanderzirkus mit dem Löwen
als mir, die ich an seiner Seite liege.
Jetzt wächst für sie das Tal in ihm,
rostlaubig, eingesperrt vom schneebedeckten Berg
in blauer Luft. Ich bin zu nah,
um ihm vom Himmel in den Schoß zu fallen.
Mein Schrei kann ihn nur wecken. Ich bin, Arme,
beschränkt auf meine eigene Gestalt
und war doch Birke, Eidechse
und trat aus Zeiten und Brokaten vor,
mit Farben vieler Häute flimmernd. Und besaß
die Gnade, vor erstaunten Augen zu verschwinden,
den Schatz der Schätze. Jetzt bin ich nah, zu nah,
als dass er von mir träumte.
Ich zieh den Arm unter dem Kopf des Schlafenden hervor,
erstarrt, voll ausgeschlüpfter Nadeln.
Auf jeder ihrer Spitzen, abzuzählen,
sitzen gestürzte Engel.“
Brizz - 27. Jun, 11:34