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Zu sehen: World Press Photo Ausstellung im Innsbrucker Kongress
Die weltweit besten Pressefotografien des vergangenen Jahres der Rubriken Spot & General News, Daily Life, Natur, Sport, Portrait, Kunst & Unterhaltung
Hab ich all diese Ereignisse wieder vergessen, verdrängt, von meinem Alltag verschütten lassen? Das Betrachten der Bilder rüttelt mich auf. Das Geiseldrama in einer tschetschenischen Schule, der Hunger im Sudan, Elend in brasilianischen Favelas, trauernde, gequälte, verstümmelte, missbrauchte Menschen, Menschen, die töten, flüchten, weinen, chancenlos sind. Proteste in Bildern, Hilferufe, Dokumentationen menschlichen Leids und Hilflosigkeit. Jedes Bild zeigt ein anderes Schicksal und die Geschichten dahinter berühren. Mein Freund meinte, das sei alles Zurschaustellung von Tränendüsengefühlen, er hätte sich mehr spektakuläre Naturfotos wie die Beeindruckenden von Hurrikans gewünscht. Ich stand lange vor den Fotos, die Fremdes und Bekanntes zeigten. Oft mussten die Umstände, unter denen das Bild entstand, auch für den Fotografen unerträglich gewesen sein. Wie viel Puffer gibt der Blick durch den Sucher? Ich las mir keine Namen der Fotografen durch, manchmal achtete ich aufs Herkunftsland. Ich wollte nicht darüber nachdenken, ob es auch in dieser Jury Schiebereien oder Freunderlwirtschaft gibt, ich war einfach nur schockiert von meiner eigenen Abgestumpftheit. Es passiert soviel in einem Jahr auf dieser Welt, soviel Trauriges und Ungerechtes, Krieg, Mord, Vergewaltigung, Verschleppung, Ereignisse, die immer neuen Hass säen, auf ewig, und ich nehme mir an einem kalten Samstag eine Stunde meiner trägen Bequemlichkeit, sehe die Ausstellung, mache mir Gedanken, auch über meine eigenen kleinen, privaten Grausamkeiten, die ich begehe, spaziere später, noch kurz mit meinem Freund in eine Diskussion über die Bilder verstrickt, durch die Innsbrucker Altstadt, und werde schnell vom Glühweinstandelwahn abgelenkt. Wir lassen uns viel zu selten aufrütteln und alles dreht sich immer nur um unser eigenes kleines Leben, in dem alles so beschaulich und in Ordnung ist. Viel zu selten denken wir an andere, und treiben im eigenen Selbstmitleid. Wenn Ihr könnt, besucht die Ausstellung. Geht überhaupt mehr ins Museum, ins Theater, zu Lesungen, unter Menschen. Kämpft gegen das Abstumpfen – Euch selber und all den anderen Menschen zuliebe.
Die weltweit besten Pressefotografien des vergangenen Jahres der Rubriken Spot & General News, Daily Life, Natur, Sport, Portrait, Kunst & Unterhaltung
Hab ich all diese Ereignisse wieder vergessen, verdrängt, von meinem Alltag verschütten lassen? Das Betrachten der Bilder rüttelt mich auf. Das Geiseldrama in einer tschetschenischen Schule, der Hunger im Sudan, Elend in brasilianischen Favelas, trauernde, gequälte, verstümmelte, missbrauchte Menschen, Menschen, die töten, flüchten, weinen, chancenlos sind. Proteste in Bildern, Hilferufe, Dokumentationen menschlichen Leids und Hilflosigkeit. Jedes Bild zeigt ein anderes Schicksal und die Geschichten dahinter berühren. Mein Freund meinte, das sei alles Zurschaustellung von Tränendüsengefühlen, er hätte sich mehr spektakuläre Naturfotos wie die Beeindruckenden von Hurrikans gewünscht. Ich stand lange vor den Fotos, die Fremdes und Bekanntes zeigten. Oft mussten die Umstände, unter denen das Bild entstand, auch für den Fotografen unerträglich gewesen sein. Wie viel Puffer gibt der Blick durch den Sucher? Ich las mir keine Namen der Fotografen durch, manchmal achtete ich aufs Herkunftsland. Ich wollte nicht darüber nachdenken, ob es auch in dieser Jury Schiebereien oder Freunderlwirtschaft gibt, ich war einfach nur schockiert von meiner eigenen Abgestumpftheit. Es passiert soviel in einem Jahr auf dieser Welt, soviel Trauriges und Ungerechtes, Krieg, Mord, Vergewaltigung, Verschleppung, Ereignisse, die immer neuen Hass säen, auf ewig, und ich nehme mir an einem kalten Samstag eine Stunde meiner trägen Bequemlichkeit, sehe die Ausstellung, mache mir Gedanken, auch über meine eigenen kleinen, privaten Grausamkeiten, die ich begehe, spaziere später, noch kurz mit meinem Freund in eine Diskussion über die Bilder verstrickt, durch die Innsbrucker Altstadt, und werde schnell vom Glühweinstandelwahn abgelenkt. Wir lassen uns viel zu selten aufrütteln und alles dreht sich immer nur um unser eigenes kleines Leben, in dem alles so beschaulich und in Ordnung ist. Viel zu selten denken wir an andere, und treiben im eigenen Selbstmitleid. Wenn Ihr könnt, besucht die Ausstellung. Geht überhaupt mehr ins Museum, ins Theater, zu Lesungen, unter Menschen. Kämpft gegen das Abstumpfen – Euch selber und all den anderen Menschen zuliebe.
Brizz - 28. Nov, 09:25
Stina - 3. Dez, 19:21
Virgina Woolf hat ein sagenhaftes Buch über schreibende Frauen geschrieben - wollte ich nur mal anmerken - vielleicht für Deine Liste...(titel leider grad entfallen)
super idee, Dein Blog!
super idee, Dein Blog!
wimpernschlag - 3. Dez, 19:31
hilfreich wäre, wenn du das modul "aktuelle beiträge" aktivieren würdest. :-)
Brizz - 3. Dez, 22:51
danke für buchtipp! und wimpernschlag - ich wünschte, ich hätte zeit, an meiner seite zu arbeiten... kommt noch. neben meinen hunderttausend anderen tätigkeiten ; )
mein eigener rand - 4. Dez, 11:15
meinst du vielleicht "ein eigenes zimmer"? ich habs nie ganz durchgelesen, aber sie schreibt über die notwendigkeit für schreibende, oder ganz allgemein "denkende frauen", ein eigenes zimmer, raum und zeit für sich haben....
sollte es noch ein anderes buch über schreibende frauen von v. woolf geben, würde mich das auch sehr interessieren...;o)
mrs dalloway war ja auch unglaublich berührend. nach langem hin und her am anfang, wo einem die sprache noch so fremd vorkommt, kippt man irgendwann rein und dann ist es eine sehr intensive erfahrung (wie auch brizz damals, als wir es beide gelesen haben, bemerkt hat...)
sollte es noch ein anderes buch über schreibende frauen von v. woolf geben, würde mich das auch sehr interessieren...;o)
mrs dalloway war ja auch unglaublich berührend. nach langem hin und her am anfang, wo einem die sprache noch so fremd vorkommt, kippt man irgendwann rein und dann ist es eine sehr intensive erfahrung (wie auch brizz damals, als wir es beide gelesen haben, bemerkt hat...)
Susan Sontag
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